Die richtigen Zutaten für den Pitch

Ein Pitch ist ein Mini-Exposé und beschreibt in einem Satz (zwei oder drei kurze Sätze sind gerade noch so geduldet), worum es in der Geschichte geht. Er spiegelt das Kernproblem und somit auch das Thema (die Prämisse) eures Romans wider. Der Pitch ist der rote Faden, der euch durch die Geschichte führt.

Für einen Pitch braucht ihr
  1. den Protagonisten und sein Ziel,
  2. den Hauptkonflikt, also wer oder was dem Ziel im Weg steht und wie der Protagonist das Problem lösen muss, um das Ziel zu erreichen,
  3. die Auflösung und optional eine offene Frage, um dem Leser einen Anreiz zu geben, mehr erfahren zu wollen.


Als es zufällig zu einem Gewinn kommt, hofft die junge Frau auf mehr, doch um das Glück auf die Probe stellen zu können, muss sie das Gesetz brechen. Als der gierige, hinterhältige Kollege hinter ihr Geheimnis kommt, spannt er sie vor seinen Karren. Sie kann diesem Dilemma nur entkommen, wenn sie eine Entscheidung trifft.


Tipp 1: Fang mit dem Konflikt an!

Interessant wird es erst, wenn der Konflikt den Protagonisten aus dem Status quo schubst. Wie der Zustand davor gewesen ist und wie es zum Konflikt kam, ist unwichtig. Diese Hintergrundinformationen braucht ihr erst im Roman oder im ausführlichen Exposé. Im Pitch stehen nur die wichtigen Wendepunkte.
Das Schöne daran: Wenn du an der richtigen Stelle anfängst, umgehst du Infodump!

Als es zufällig zu einem Gewinn kommt, hofft die junge Frau auf mehr, doch um das Glück auf die Probe stellen zu können, muss sie das Gesetz brechen. Als der gierige, hinterhältige Kollege hinter ihr Geheimnis kommt, spannt er sie vor seinen Karren. Sie kann diesem Dilemma nur entkommen, wenn sie eine Entscheidung trifft.


Tipp 2: Sei konkret!

Die Kunst beim Pitching ist, mit wenigen Worten den Sachverhalt so präzise wie möglich auszudrücken. Brichst du den Inhalt auf allgemeine oder schwammige Aussagen herunter, verliert dein Text an Individualität. Er wird langweilig – oder überdramatisch.
Wir wollen keine Klischees, sondern das Besondere an deinem Roman erfahren. Erzähle ehrlich und konkret, was deinen Text von anderen in deinem Genre unterscheidet. Das erreichst du, indem du dich an die Schreibtipps „Aktiv, nicht passiv“ und „Zeigen, nicht erzählen“ hältst.
  • um das Glück auf die Probe stellen zu können, muss sie das Gesetz brechen. (Redewendung[1], unkonkret) → um ihre Lottosucht zu stillen, bedient sich die Kassiererin aus der Ladenkasse
  • als der gierige und hinterhältige Kollege hinter ihr Geheimnis kommt, spannt er sie vor seinen Karren („tell“, unkonkret, Redewendung) → Als ein Kollege sie beim Stehlen erwischt, entführt er ihre Katze. Da sie ihre Mimi zurückhaben will, begeht sie zusätzliche Diebstähle für ihn.
  • wenn sie eine Entscheidung trifft (unkonkret) → wenn sie gesteht oder mordet
Um ihre Lottosucht zu stillen, bedient sich die Kassiererin aus der Ladenkasse. Als ein Kollege sie beim Stehlen erwischt, entführt er ihre Katze. Da sie ihre Mimi zurückhaben will, begeht sie zusätzliche Diebstählen für ihn. Sie kann diesem Dilemma nur entkommen, wenn sie gesteht oder mordet.

Du darfst entscheiden, wie viel das Ende deines Pitchs verrät. Es muss sowohl dir selbst als auch dem Lektor, der dein Manuskript lesen soll, gefallen. Manche mögen lieber ganz sachliche Pitchs mit klarem Ende und der Lösung des Konflikts. Andere finden ein offenes Ende spannender – wobei deutlich werden muss, dass es ein Ende gibt!
Die Kassiererin wird sich aus dem Dilemma befreien. Wie, bleibt bis zum Exposé geheim.


Tipp 3: Vertrau dem Leser

Ich habe nie erwähnt, dass die Protagonistin an ihrem Arbeitsplatz stiehlt, doch ich behaupte, dass jeder von euch diese Verbindung gemacht hat. Mit dem gleichen Prinzip kann der Satz „um ihre Lottosucht zu stillen, bedient sich die Kassiererin aus der Ladenkasse“ zu „Lottosüchtige stiehlt“ gekürzt werden. Der Leser wird verstehen, dass die Protagonistin wegen der Sucht stiehlt. Wenn sie aber stiehlt, um die Aufmerksamkeit des Sicherheitsmitarbeiters zu erregen, sollte genau dies erwähnt werden – nicht die Lottosucht.
Erklärungen zu logischen Zusammenhänge streichen, nur das Unerwartete erwähnen, Infodump vermeiden!

  • Um ihre Lottosucht zu stillen, bedient sich die Kassiererin aus der Ladenkasse. → Lottosüchtige stiehlt.
  • Als ein Kollege sie beim Stehlen erwischt → Als ein Kollege sie dabei erwischt
  • Ein Kollege entführt ihre Katze. Da sie ihre Mimi zurückhaben will, begeht sie zusätzliche Diebstähle für ihn. → Ein Kollege entführt ihre Katze und zwingt sie, zusätzliche Diebstähle zu begehen.
Eine Lottosüchtige stiehlt. Als ein Kollege sie dabei erwischt, entführt er ihre Katze und zwingt sie, zusätzliche Diebstähle zu begehen. Sie kann diesem Dilemma nur entkommen, wenn sie gesteht oder mordet.


Tipp 4: Finde deinen Ton

Ein Pitch ist ein Appetithäppchen, der zum Lesen des Exposés anregt.
Ist eurer Roman mit schwarzem Humor gespickt? Dann macht bereits im Pitch den Ton und das Genre deutlich. Dem Verlagsmenschen, der auf deinen satirischen Ton abfeiert, wird dein Exposé mit viel mehr Freude lesen als sein romantischer Kollege, der schon beim Pitch euer Anschreiben vor Schreck aus Versehen in den Papierschredder fallen lässt.

Wir haben nun als Ausgangstext diesen noch zu langen und neutral gehaltenen Pitch:

Eine Lottosüchtige stiehlt. Als ein Kollege sie dabei erwischt, entführt er ihre Katze und zwingt sie, zusätzliche Diebstähle zu begehen. Sie kann diesem Dilemma nur entkommen, wenn sie gesteht oder mordet.

Wie könnte man ihn zusammenkürzen und ihm Charakter verleihen?


[1] Redewendungen sind nicht nur unkonkret, sie sind klischeehaft-ausgelutscht-unkonkret!